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Literatur zum Erlebnis machen:
Die Geheimlesungen

Erfolgreicher Start einer neuen, ungewöhnlichen Lesereihe: Geheimlesungen, die an besonderen, dem Publikum vorher nicht bekannten Orten, stattfinden.
Bücher und Autoren werden im Vorfeld zwar benannt und beworben, die Zuhörer erhalten aber erst drei Tage vor der Lesung eine Mail mit Ortsangabe und Anfahrtsbeschreibung. Besonders Neugierige erhalten beim Kauf Ihrer Eintrittskarte die GPS-Daten des Veranstaltungsortes.
Mit der Präsentation an einem ungewöhnlichen Ort, der möglichst passend zu der vorgestellten Literatur bzw. dem Schriftsteller ausgewählt wird, soll die Lesung zu einem unvergesslichen und intensiven Literaturerlebnis für die Besucher gemacht werden.







Die Geheimlesungen 2010:


Welche Musik können Sie sich auf ihrer eigenen Beerdigung vorstellen, hatten wir unsere Besucher vor der Lesung mit Autorin Charlotte Janson gefragt und das Ergebnis war so vielfältig und individuell wie die Besucher- und Altersstruktur des Abends. Den Auftakt machte Punksänger Campino von den „Toten Hosen“ der in  „Nur zu Besuch“ den Verlust seiner verstorbenen Mutter beklagt. Danach wurde Mozarts Requiem ebenso eingespielt wie „Highway to Hell“ von ACDC und aktuelle Songs wie „Geboren um zu leben“ von Unheilig oder Klassiker wie „My way“ von Frank Sinatra.
„Wie fühlt es sich an tot zu sein?“ lautet der provokante Titel des Buches von Charlotte Janson, aus dem sie in Kapelle des Peiner Gunzelinfriedhofs vor rund 100 Besuchern vorlas.
Oft nachdenklich, zart und ernsthaft, dann wieder schonungslos offen und fast schon derb in Ausdruck und Sprache fesselte die Marburgerin ihre Zuhörer, die  vielfach zwischen Betroffenheit, pikiertem Entsetzen und amüsierten Kichern schwankten.  Der abrupte Wechsel verhinderte jedoch falsche Sentimentalitäten und führte das Thema Tod dorthin zurück, wo es hingehört: Mitten ins Leben.

Erstmals hat Charlotte Janson ihr Buch selbst in der Öffentlichkeit vorgestellt, sie nimmt sonst nicht an Lesungen teil. „Mich hat das Konzept der Peiner Geheimlesungen fasziniert und ich finde, dass dieser besondere Ort  und das gewisse Etwas, das als Rahmenprogramm geboten wird, genau passend  für mein Buch sind“, begründet sie ihren Ausnahme-Auftritt in Peine.
Die Besucher gaben ihr Recht, denn Friedhofsallee und Kapelle waren mit über zweihundert Kerzen, Fackeln und Grablichtern stimmungsvoll illuminiert. In der Pause gab es in Krypta unter der Kapelle zwischen farbenfroh bemaltem Sarg und duftenden Lilien für jeden eine Tasse heißen Schutzengeltee nach einem Rezept von Hildegard von Bingen.
Charlotte Jansen gab ihren Zuhörer noch tröstliches mit auf den Heimweg: Sie ist sich nach ihren Recherchen sicher, dass nach dem Tod nicht alles vorbei ist und berichtete unter anderem von vielfältigen Nahtoderfahrungen und eigenen Rückführungserlebnissen in frühere Leben.  Ihr persönliches Resümee: „Das schlimmste am Tod, ist die Trauer der Angehörigen.“

















In die dritte Runde der Geheimlesungen 2010 ging es am 03. Oktober mit Michael Böckler im Saal der ehemaligen Gaststätte „Reichskrone“. Ein besonderer Ort, für eine besondere Lesung: Mitten in der Innenstadt und vielen Peinern unbekannt, befindet sich über dem Haushaltswarengeschäft Möllring dieser Saal, der einst sogar der Peiner Polizei als Revier diente und in dem teilweise Original Inventar und alte Fotos an sein bewegtes Dasein als Kneipe, Versammlungsort, Polizeiwache und Parteibüro erinnern. Wie gemacht für eine Geheimlesung also. 100 Gäste hatten das Glück, Karten zu ergattern (fast 500 wollten gern dabei sein!) und wurden auf eine kulinarisch-kriminalistische Reise mit Michael Böckler eingeladen. Zur Begrüßung gab es Klavierklänge, Rosé Sekt und ein „Mordsüppchen“ - eine Rote Beete Suppe mit Sahnehaube aus den Töpfen des lokalen Männerkochclubs , der die Gäste im Verlauf des Abends noch mit weiteren Köstlichkeiten wie beispielsweise mit Kräutern gefülltem Schweinelendchen an Schokoladen-Chili Sauce verwöhnen sollten. „Mord mit drei Sternen“ hieß das Motto. So wie der Roman des Autors, der sich vom Ort und der Stimmung begeistert zeigte: „Meinen Besuch in Peine werde ich so schnell nicht vergessen!“ Dann bis zum nächsten Mal! Denn unsere Gäste, die in der Pause mit Michael Böckler lachten, aßen und tranken und mit seinem Protagonisten Hippolyt Hermanus quer durch die deutsche Spitzengastronomie ermittelten, werden ihn sicher gern wieder an einem anderen geheimnisvollen Ort im Peiner Land begrüßen.















Geheim war dieses Gebäude für viele unserer Gäste sicherlich nicht, wohl aber seine Geschichte:  Die katholische Kirche „Zu den heiligen Engeln“ in Peine. Eine weltliche Lesung mit dem Thema „Mönchsleben und Hexenwahn in Peine“ in einer katholischen Kirche? Ja! Möglich nur, weil der Sakralbau seinerzeit  renoviert wurde und kurz vor der neuerlichen Weihe zum Gotteshaus stand und vor allem deshalb, weil der ansässige Pfarrer Thomas Blumenberg wie wir gern andere Wege geht und uns deshalb unterstützt hat – sogar als Vorleser.

Eine Kirche im Umbau, beleuchtet nur von Kerzen und dekoriert mit hunderten Rosen,  ein Mönchschor, der düsteres, gregorianisches Liedgut vorträgt und Oliver Völkening alias „Mönch Oli“, der eigentlich mehr tut, als nur aus Umberto Ecos „Name der Rose“ vorzulesen: Seine schauspielerische Darbietung zu Anfang macht es dem Zuschauer nicht schwer, sich im mittelalterlichen Klosterleben zu wähnen. Und Pfarrer Blumenberg erläutert dann auch, wo man sich befindet: Auf dem Gelände eines ehemaligen Kapuziner-Klosters – mitten in Peine. Es werden Passagen aus der aufwändig übersetzten Chronik des Klosters vorgetragen, lustige Anekdoten aus dem Mönchsleben erzählt und die Gäste dürfen auch selbst in den lange verborgenen, Jahrhunderte alten Schriften stöbern. Echte Gänsehautstimmung. Diese wird zur Pause gelockert: Wein, Brot und Lustwandeln im ehemaligen, kürzlich wieder hergestellten und von Fackeln illuminierten  Klostergarten.

Mönch Oli nimmt die Gäste nach der Pause aber ganz schnell wieder mit ins düstere Mittelalter und es werden noch viele andere Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zum Leben erweckt: Friedrich von Bodenstedt, Rainer Maria Rilke und Friedrich Spee. Und unsere Gäste wissen nun auch, was diese Herren mit Peine zu tun hatten.




















Autor Friedrich Dönhoff gestand: Noch nie hat er vor so vielen Zuhörern gelesen und selten war es bei einer Lesung so heiß. Doch nicht nur die Hitze und die vielen Menschen sorgten für einen unvergesslichen Abend, als der Großneffe der legendären ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff seinen neuen Krimi hoch über den Dächern von Peine vorstellte.
„Ich komme mir vor wie in einem New Yorker Loft“, befand eine Zuhörerin und zeigte sich begeistert von dem Atelier der Malerin Sabine Pinkepank, die es für die Lesung erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet hatte.
Geboten wurde ein jazzig-melancholischer Abend in dem Dönhoff die Zuhörer durch das sommerliche  Hamburg swingte und seinen charmanten Kommissar Sebastian Fink auf seinen ersten großen Fall ansetzte. Was verbindet der Tod eines pensionierten Postboten mit dem bekannten DJ Jack? Und was hat das alles mit dem berühmten 30er Jahre Hit „Savoy Blues“ von Louis Armstrong zu tun? Eine spannende Reise in die Vergangenheit und ein packender Kriminalfall.
Maximilian Buchberger (Trompete) und Nik Reinicke (Gitarre) sorgten für den richtigen Sound, das Peiner Stahlwerk der Salzgitter AG für das passende raue Ambiente und spektakuläre Ausblicke in eine pulsierende Industrieanlage.
In der Pause bot Künstlerin Sabine Pinkepank eine Führung durch ihre Lithografie-Werkstatt an, NDR-Redakteurin Karoline Grothe, die mit ihrem Team die Lesung für einen Fernsehbericht begleitete, befragte die Besucher.
Was sie geantwortet haben? Den Beitrag des NDR finden Sie auf unserer Presseseite.
















Die Geheimlesungen 2009:



Den Auftakt machte im Mai 2009 Schriftsteller Titus Müller, der bei der ersten niedersächsischen Geheimlesung auf der mittelalterlichen Burg Steinbrück (Gemeinde Söhlde, Landkreis Hildesheim) seinen historischen Roman „Mysterium“ vorstellte.
Über 80 interessierte Buchfreundinnen und -freunde waren der Einladung zum „literarischen Blind Date“ gefolgt, das nach einer Führung über das Burggelände und einer Besichtigung des berühmten Kerkers, im ehmaligen Festungsturm der Anlage stattfand, der von den Besuchern über einen unterirdischen, im Mittelalter gebauten Geheimgang betreten wurde. In der Pause gab es ein würziges mittelalterliches „Korianderbier“ zu kosten, für das die Brauerei, die früher auf der Burg existierte, sehr berühmt war.











Am Freitag, dem 13. November 2009, hieß es dann „Ring frei“, für einen Lese- und Lyrikabend der besonderen Art: Der brillante Rezitator Harry Rowohlt traf auf den gut vorbereiteten Germanisten Christian Maintz. Gemeinsam boten die beiden ihren 300 Zuhörern eine äußerst kurzweilige Kombination aus Lesung, Vortrag, verbalem Schlagabtausch und vielen Rowohlt-Anekdoten.
Durchgeführt wurde die Geheimlesung im nostalgischen Astoria-Kino am Hagenmarkt in Peine. Das Kino wurde am 8. September 1957 als eines der modernsten Lichtspielhäuser Niedersachsens eröffnet und hat sich bis heute seinen ganz eigenen 50er Jahre Charme bewahrt. Vor dem Umbau zum Kino wurden in dem so genannten Kaiser-Saal Kämpfe des Vereins „Peiner Boxfreunde“ ausgetragen. Legendäre Peiner Boxer traten hier – auch gegen überregionale Gegner – vor großem Publikum in die Arena. Harry Rowohlt schwelgte angesichts der Kulisse, den historischen Fotos und Ausstellungsstücken in Erinnerungen und gestand „in jungen Jahren mal als Aushilfscatcher“ gearbeitet zu haben.
Sieh an!












Zwei Wochen später las BRIGITTE-Kolumnistin Julia Karnick am 27. November am brennenden Kamin der vorweihnachtlich geschmückten Peiner Gäblervilla.
Die Autorin und Journalistin präsentierte ihr Buch „Wer sonst, wenn nicht wir?“, stellte aber auch neue, bisher nicht veröffentlichte Text vor.
Für 100 Zuhörerinnen und Zuhörer war Platz in der zweigeschossigen Empfangshalle des ehemaligen Wohnhauses des Peiner Industriepioniers Louis Gäbler, der die Villa in den zwanziger Jahren von dem bekannten Architekten Anton van Norden konzipieren ließ, doppelt so viele Besucher wären gern dabei gewesen.
Gäbler hatte 1902 an der Woltorfer Straße eine Gießerei gegründet und produzierte Herdarmaturen. In der Hochzeit des Unternehmens waren dort über 200 Mitarbeiter beschäftigt, exportiert wurde in die ganze Welt. Sein repräsentatives Wohnhaus ließ Gäbler direkt auf dem damaligen Betriebsgelände errichten, ein großer Kontrast (auch heute noch), denn das elegante Gebäude mit seinem stilvoll gestalteten Vorgarten, passt eigentlich eher in eine bürgerliche Wohngegend bzw. in ein baumreiches Villenviertel.
Bei Kerzenschein, zwischen Amaryllis und Weihnachtssternen unterhielt Karnick mit trockenem Humor und Gespür für die komisch-tragischen Geschichten des Alltags ihr fast ausschließlich weibliches Publikum aufs beste und entführte mit diesem glanzvoll-heiteren Abend weit weg von der Tristesse der verregneten Novembernacht.